Transkript zum Podcast LK003 – Die Wahl der richtigen Drachenleine
Mit der richtigen Drachenleine kannst du aus deinem Lenkdrachen jede Menge herausholen – oder andersrum gesagt kannst du mit der falschen Drachenleine dein Setup so unbrauchbar machen, dass du den Drachen kaum länger als ein paar Sekunden in der Luft halten kannst. Das Gemeine ist, dass viele billige Lenkdrachen von Haus aus ein absolut unbrauchbares Setup haben und damit dem Einsteiger von Beginn an den Spaß nehmen. Doch woher weißt du, welche Leine für deinen Lenkdrachen die richtige ist?
Für einen Lenkdrachen benötigst du zwei gleichlange Leinen. Und die sollten weder zu lang, noch zu kurz sein.
Ich hab hier gerade ein Etikett von einem 5 Euro Discounterdrachen. Da sind 50 Meter Leine auf einer Spule dabei. Zwei mal natürlich, eine für die linke und eine für die rechte Hand. Ich kann dir garantieren, dass 50 Meter für 99 % aller Drachen viel zu lang sind und für einen Einsteigerdrachen sowieso. Dazu kannst du, wenn du die Schnur zur Hälfte abwickelst, bei einer Spule nie sicherstellen, dass die Schnur wirklich gleichlang ist, bzw. auch gleichlang bleibt. Wenn du auf der einen Spule mehr Zug hast als auf der anderen, oder die Leinen unterschiedlich fest aufgewickelt wurden, dann kann es eben sein, dass die eine Spule noch etwas mehr Schnur nachgibt als die andere. Oder eine Spule in deiner Hand etwas weiterrutscht. Soviel also zum unbrauchbaren Setup bei Billigdrachen.
Optimal ist es, wenn die Schnüre von Anfang an auf die richtige Länge gekürzt sind. Dann kann die Schnur immer komplett abgewickelt werden und es kann dir nicht passieren, dass die Leinen unterschiedlich lang sind.
Wie lang sollte die Leine denn überhaupt sein? Wie gesagt, 50 Meter sind in den meisten Fällen definitiv zu lang. Warum das zu lang ist, will ich dir jetzt erklären. Jede Drachenschnur dehnt sich unter Belastung und wird ein Stück länger. Fällt die Belastung weg, zieht sie sich wieder zusammen. Wie ein Gummiband, nur natürlich nicht so extrem. Dadurch wird die Lenkung allerdings unpräzise. Hast du jetzt eine Leine, die sehr lang ist, dann hast du eine weniger direkte Lenkung. Dem kannst du allerdings entgegen wirken, indem du eine hochwertige Leine mit weniger Dehnung nimmst, aber selbst die beste Leine dehnt sich etwas. Außerdem hängt die Leine durch ihr Eigengewicht auch durch, wenn sie zu lang ist. Das ist ebenfalls ein Faktor, der einer direkten und präzisen Lenkung entgegen wirkt.
Ist deine Leine jedoch zu kurz, dann hast du zwar kein Problem mit der Dehnung, jedoch ist die Strecke vom einen zum anderen Windfensterrand, also von ganz links nach ganz rechts, oder umgekehrt, deutlich kürzer. Das hat zur Folge, dass du weniger Zeit zum Reagieren hast. Das heißt, wenn du meinst, dass du dich erstmal vorsichtig an eine lange Leine rantastest, ist das der falsche Ansatz. Eher solltest du dich an eine kurze Leine vorsichtig rantasten. Ein gutes Mittelmaß sind 25-35 Meter. Ich persönlich fliege Trickdrachen eher an 25 Meter langen Leinen und Power- und Speedkites eher an 35 Meter langen Leinen.
Neben der Leinenlänge ist auch die Bruchlast ein wichtiger Faktor. Die Bruchlast gibt an, ab welcher Belastung die Schnur reißen kann. Ist die Bruchlast zu klein, dann besteht die Gefahr, dass die Schnur reißt und ist die Bruchlast zu hoch gewählt, dann kann es passieren, dass die Leine durch ihr Eigengewicht durchhängt, was sich dann negativ auf das Flugverhalten auswirkt. Die empfohlene Leinenstärke wird vom Hersteller normalerweise angegeben und ist auf die maximale Windstärke ausgelegt, für die der Drachen laut Hersteller geeignet ist. Fliegst du bei weniger Wind, dann kann es sinnvoll sein, eine dünnere Leine zu wählen. Am einfachsten erkennst du es daran, wenn die Leine durchhängt.
Es gibt noch einen wichtigen Punkt, auf den du bei einer Lenkdrachenleine achten solltest. Die Oberfläche sollte möglichst glatt sein. Wenn du deinen Lenkdrachen rotieren lässt und sich die Schnüre zehn oder zwanzig mal überkreuzen, dann macht das einen extremen Unterschied, ob deine Schnüre eine glatte oder eine weniger glatte Oberfläche haben. Umso glatter die Oberfläche, desto leichter lässt sich der Drachen dann noch lenken.
Ich will das einmal kurz zusammenfassen. Geeignete Leinen für einen Lenkdrachen sind immer gleich lang, haben eine möglichst geringe Dehnung, sind nicht zu schwer und haben eine glatte Oberfläche.
Wenn man dies berücksichtigt, dann kommt für uns Lenkdrachenpiloten eigentlich nur eine Leinensorte infrage, und das sind sogenannte Dyneema-Schnüre. Hier gibt es auch fertig konfektionierte Sets zu kaufen. So um die 20/25 Euro solltest du dafür einkalkulieren.
Es gibt Lenkdrachen, die werden mit einem vernünftigen Leinenset verkauft. Aber es gibt auch Lenkdrachen, denen liegen einfache Schnüre aus Polyester bei. Im Zweifelsfall fragst du einfach beim Händler nach, ob die Leinen was taugen.
Fest steht jedoch, dass man für 5 Euro keinen Qualitätsdrachen inklusive 50 Meter Schnüre bekommen kann. Für 5 Euro bekommst du maximal das Interesse geweckt, damit du dich im Optimalfall intensiver mit der Thematik beschäftigst und dann etwas mehr Geld in die Hand nimmst und dir einen vernünftigen Einsteigerdrachen kaufst.
In der nächsten Folge werde ich dir einen konkreten Einsteigerdrachen vorstellen.
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Vielen Dank dafür und wir hören uns in der nächsten Folge wieder.
Bis dahin alles Gute, ciao und Let‘s Kite!